Schaffhauser Silex-Vorkommen und Nutzung
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Silex (auch als Feuerstein oder Hornstein bezeichnet) zählt zu den bedeutendsten Werkstoffen des steinzeitlichen Menschen. Bis zur Entdeckung der Metalle war der «Stahl der Steinzeit» das wichtigste Ausgangsmaterial für die Herstellung von scharfkantigen Werkzeugen aller Art. Entsprechend ihrer allgemeinen Seltenheit im zentraleuropäischen Raum spielten die jurazeitlichen Silexvorkommen seit jeher eine wichtige Rolle in der Ökonomie der prähistorischen Gesellschaften des nördlichen Alpenvorlandes. Auch aus dem Schaffhauser Tafeljura sind seit längerem Silexvorkommen bekannt; ihre ökonomische Stellung im Wirtschaftsgefüge der angrenzenden Regionen blieb aber lange Zeit ungeklärt.
In der Publikation von Kurt Altorfer und Jehanne werden die Schaffhauser Silexvorkommen erstmals umfassend beschrieben und in ihren archäologischen Kontext eingebunden. Neben einer ausführlichen Beurteilung der lokalen Geologie und einer detaillierten mikropaläontologischen Untersuchung der einzelnen Silextypen wird am Beispiel dreier jungneolithischer Fundstellen die wirtschaftliche Bedeutung der Schaffhauser Silexvorkommen diskutiert.
Mittels technologischer Analysen, kombiniert mit modernen Replikationsversuchen, konnte der Zerlegungsprozess der meist kleinen Knollen rekonstruiert werden. Die Untersuchungen haben es ermöglicht, Unterschiede in den Werkzeugspektren der drei Schaffhauser Stationen herauszuarbeiten. Diese lassen zumindest in Teilbereichen auf unterschiedliche ökonomische Ausrichtungen schliessen.
Über breit angelegte Rohstoffanalysen an Silexkomplexen des benachbarten Hochrhein- und Bodenseegebietes liess sich zeigen, dass die Schaffhauser Silexvorkommen zwischen 4400 und 3900 v. Chr. eine zentrale Rolle in der lokalen Versorgung mit Silex eingenommen haben. Ebenso führten die Auswertungen am Fundmaterial zum Ergebnis, dass die Rohstoffe mit grosser Wahrscheinlichkeit über soziale Netzwerke im Sinne eines zeremoniellen Gabentauschs weiter gegeben wurden.
Eine besonders wichtige Rolle spielten die Schaffhauser Werkplätze offenbar in der massenhaften Herstellung von Silexbohrern, die zur Herstellung von Kalksteinperlen dienten. Dabei zeichnet sich immer deutlicher ab, dass offenbar vorgefertigte Silexbohrer in die Siedlungen der Nachbargebiete gelangten. Sie bilden den Ausgangspunkt eines arbeitsteilig organisierten Produktionsablaufes für einen Massenartikel, dessen geistesgeschichtliche Bedeutung noch nicht bis ins Detail geklärt ist.
Kurt Altorfer und Jehanne Affolter
Schaffhauser Silex – Vorkommen und Nutzung. Beiträge zur Schaffhauser Archäologie 5. Schaffhausen 2011.
Format 21 x 29.7 cm, broschiert, 160 Seiten, 128 meist farbige Abbildungen und 15 Fundtafeln.
ISBN 978-3-9523689-3-0