Die Berührungspunkte zwischen Willy Guggenheim, der sich 1929 den Künstlernamen Varlin zulegte, und Wilfrid Moser finden sich früh und enden erst mit dem Tod Varlins im Jahr 1977. Beide wohnten in Zürich, beide besassen einen Sinn für schwarzen Humor. Das protestantische Zürich der Zwischenkriegszeit empfanden beide als einengend. Freiheit und Ungebundenheit fanden sie in den Metropolen Berlin und Paris, wo nicht jeder jeden kannte. Paul Nizon hat dieses für Generationen von Schweizer Künstlerinnen und Künstlern typische Verhältnis zu ihrer Heimat 1970 als «Diskurs in der Enge» umschrieben.

Varlin blieb zeitlebens ein „gegenständlicher“ Maler. Mit seinen Generationsgenossen Max Gubler und Alberto Giacometti zählt er zu den wichtigsten Nachkriegsrealisten der Schweiz. Auch Wilfrid Moser war ein eigenständiger Realist, der die äussere Wirklichkeit jedoch zeitweilig hinter sich liess und existentielle Befindlichkeit in abstrakt-informellen Spannungsfeldern auslotete. Exzessive Wahrheitssucher waren beide. Sie spürten den Taumel der Grossstadt, rissen Fassaden ein, leuchteten Tabuzonen aus und fanden Antworten auf die grossen Fragen ihrer Zeit. Metroschächte, Friedhöfe, Autorennen, Metzgereien, Kathedralen, Pissoirs und Geröllhalden waren ihre Lieblingsmotive – gemalt auf für Schweizer Künstler ihrer Generation untypische, experimentelle Grossformate. Die Ausstellung «Varlin/Moser: Exzessiv!» fokussiert auf ein existentialistisches Realismus-Verständnis, das die beiden Künstler zu ihrem je ureigenen Idiom entwickelt haben. Insofern ist die Gegenüberstellung ihres Werks als Aufforderung zu verstehen, ihre Position in der Kunstgeschichte neu zu diskutieren.

Rund 100 Werke ermöglichen die Zusammenstellung der beweiskräftigen Themenblöcke und werfen neues Licht auf ein grosses Kapitel der Schweizer Kunst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Gastkurator: Matthias Frehner

Die Ausstellung entstand in Kooperation mit der Stiftung Wilfrid Moser, Zürich. Unser Dank geht an sie sowie an das Varlin-Archiv, Bondo und an alle privaten Leihgeberinnen und Leihgeber.

Für die Unterstützung danken wir der Sturzenegger-Stiftung Schaffhausen, der Gyso AG, Kloten und unserem Medienpartner «Schaffhauser Nachrichten»