Archäologische Sammlung Ebnöther
Im Zentrum von Marcel Ebnöthers Sammlungstätigkeit stand der kulturvergleichende Dialog zwischen der präkolumbischen Welt und der europäisch-vorderasiatischen Antike. Durch die direkte Gegenüberstellung der Objekte wollte er grundlegenden Fragen menschlicher Existenz nachspüren.
Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf Kulturen Altamerikas. Rund 3000 Artefakte stammen aus Peru und Ecuador und bilden die umfassendste Sammlung vorspanischer Kunstwerke dieser beiden Länder in der Schweiz. Ein besonderer Höhepunkt sind die frühzeitlichen Goldarbeiten aus Peru, die vom renommierten Archäologen Walter Alva als bedeutendste Sammlung ihrer Art ausserhalb Amerikas eingestuft werden. Eine bemerkenswerte Anzahl herausragender Objekte der Etrusker Altitaliens sowie der Urartäer in der heutigen Osttürkei sind besonders beeindruckende Vertreter des mediterran-vorderasiatischen Kulturraumes. Der Sammlungsrahmen reicht von schlichten Alltagsutensilien aus organischem Material bis hin zu kunstvoll gearbeiteten Preziosen aus Edelmetall – und spiegelt damit die gesamte Bandbreite menschlichen Schaffens.
Provenienzforschung der Sammlung Ebnöther
Die Sammlung Ebnöther wurde zwischen 1975 und 1989 auf dem internationalen Kunstmarkt erworben – in einer Phase, in der Herkunftsfragen kaum systematisch gestellt und regulatorische Rahmenbedingungen weitgehend fehlten. Zahlreiche Objekte stammen aus Regionen mit nachweislich verbreiteter Grabräuberei, insbesondere aus Mittel- und Südamerika. Die dadurch verursachte Kontextlosigkeit beeinträchtigt nicht nur die wissenschaftliche Aussagekraft der Objekte, sondern auch deren kulturelle Verortung.
Das Museum zu Allerheiligen nimmt diese Problematik ernst. Es unterzieht die Sammlung Ebnöther einer laufenden Provenienzprüfung und strebt im Dialog mit Fachkreisen sowie mit Institutionen und Behörden der Herkunftsländer transparente und faire Lösungen an. Dieser Ansatz ist Teil eines erweiterten Museumsverständnisses, das ethische Verantwortung und internationale Zusammenarbeit als integrale Bestandteile musealer Praxis begreift.